Herkunft, Jugend und Bildung Der am 1. April 1815 in Schönhausen nahe der Elbe bei Stendal in der Provinz Sachsen als zweiter Sohn des Rittmeisters Karl.

Презентация:



Advertisements
Похожие презентации
Goethe ist der berühmteste deutsche Dichter und einer der bekanntesten Dichter der Welt. Er hat größte und schönste Kunstwerke geschaffen.
Advertisements

Von Koschina Anna, 10-A. Johann Sebastian Bach wurde 1685 in der Stadt Eisenach in Thüringen geboren. Er war das achte Kind vom Hofmusiker Johann Ambrosius.
Projekt Wir und unsere Eltern, Probleme?!. Aktiv! Verständnis haben für Die Generation Sich kümmern um.
Hervorragende Persönlichkeit *Dichter *Naturforscher *Staatsmann *Denker.
Die Familie. Meine Familie Meine Familie ist klassisch. Sie besteht aus 4 Personen: beide Eltern und 2 Kinder. Meine Mutter heißt Aifara. Sie ist Lehrerin.
Die gestohlene Uhr (Интерактивное чтение). Beantwortet bitte die Fragen: Habt ihr die Dinge, die ihr sehr schätzt? Verliert ihr manchmal etwas?
Ф.И.О. автора: Голенева Ирина Александровна Место работы: Муниципальное казенное общеобразовательное учреждение «Карцовская основная общеобразовательная.
Подготовила: учитель немецкого языка МОУ-ООШ с. Софьино Кузьмичева Екатерина Сергеевна 2011 год.
Der Internationale Frauentag. Подготовила преподаватель немецкого языка Ширяйкина В.В. ГОУСПО(ССУЗ) Зубово-Полянский педагогический колледж.
Johann Strauß. Der berühmte österreichische Komponist, Geiger und Dirigent Johann Strauß wurde am 25. Oktober 1825 in Wien in der Familie des berühmten.
Soziale Programme in unserer Stadt Über Khartsyzk mit Liebe.
Definition der Jugend Der Begriff Jugend ist historisch gesehen relativ jung und wurde erst um 1800 häufiger verwandt. Nach bürgerlichen deutschen Recht.
Wilhelm Conrad Röntgen ( ) und Rudolf Diesel ( ) Работу выполнил : Сверчков А. ученик 9 а класса ПСОШ 1 Учитель : Гайсарова Э. Р. – учитель.
Deutschlandreise. Dresden-schone Stadt an der Elbe Dresden ist die Hauptstadt des Bundeslandes Freistaat Sachen und liegt an dem Fluss Elbe.Sie hat etwa.
МАТЕМАТИКУ УЖЕ ЗАТЕМ УЧИТЬ НАДО, ЧТО ОНА УМ В ПОРЯДОК ПРИВОДИТ М.В. ЛОМОНОСОВ.
Meine Freundin Anja. Seit ein paar Jahre kennen ich und Anja einander. Sie zog hierher um, und Anja kam in meine Klasse. Allmählich wurden wir Freunde.
James Francis Cameron (* 16. August 1954 in Kapuskasing, Ontario) ist ein kanadischer, in den Vereinigten Staaten lebender Regisseur,Produzent, Drehbuchautor, Cutter und Oscar-Preisträger, der sich besonders auf Action- und Science-Fiction-Filme spezialis
Heinrich Mann - ein deutscher Schriftsteller, Romancier und Sozialaktivist, der ältere Bruder von Thomas.
Творческая работа по немецкому языку "Международный молодежный обмен"
Фыкина Т.В. МБОУ «Гимназия» г.Обнинск. 2 Ebergötzen Ebergötzen Göttingen Göttingen Bodenwerder Bodenwerder Hameln Hameln Bad Oeynhausen Bad Oeynhausen.
Транксрипт:

Herkunft, Jugend und Bildung Der am 1. April 1815 in Schönhausen nahe der Elbe bei Stendal in der Provinz Sachsen als zweiter Sohn des Rittmeisters Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck (1771–1845) und dessen Ehefrau Luise Wilhelmine, geb. Mencken (1790–1839), zur Welt gekommene Otto von Bismarck war väterlicherseits Spross eines alten Adelsgeschlechts: Die väterliche Familie war ein Junkergeschlecht der Altmark. Seine Mutter dagegen war als Tochter von Anastasius Ludwig Mencken bürgerlicher Herkunft. Die Familie Mencken hatte in der Vergangenheit Gelehrte und hohe Beamte hervorgebracht übersiedelte die junge Familie, ohne Gut Schönhausen aufzugeben, nach Gut Kniephof im Landkreis Naugard in Hinterpommern, wo Otto von Bismarck die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte. Die unterschiedliche soziale Herkunft der Eltern hatte erhebliche Folgen für Bismarcks Sozialisation. Vom Vater erbte er den Stolz auf seine Herkunft, die Mutter gab ihm nicht nur seinen scharfen Verstand, den Sinn für rationales Handeln und sprachliche Sensibilität mit, sondern auch den Wunsch, seinem Herkunftskreis zu entkommen. Bismarck hatte es seiner Mutter zu verdanken, dass er eine Bildung genoss, die für einen Landedelmann nicht typisch war. Ihre Söhne sollten nicht nur Junker sein, sondern in den Staatsdienst eintreten. Allerdings führte die streng auf das Rationale abzielende Erziehung der Mutter dazu, dass sich Bismarck, wie er später schrieb, in seinem Elternhaus nie wirklich heimisch fühlte. Während er der Mutter reserviert gegenüberstand, hat er den Vater geliebt.

Studium und Ausbildung Nach dem Abitur nahm Bismarck als Siebzehnjähriger am 10. Mai 1832 das Studium der Rechtswissenschaften auf (1832–1835), zunächst an der Universität Göttingen (1832–1833). Die politischen Nachwehen im Gefolge der Julirevolution lehnte er nachdrücklich ab. Es war daher auch kein Zufall, dass er sich nicht den damals oppositionellen Burschenschaften, sondern der schlagenden landsmannschaftlichen Studentenverbindung Corps Hannovera Göttingen anschloss. Er blieb zeitlebens ein überzeugter Corpsstudent. An den Burschenschaften missfielen ihm ihre Weigerung, Satisfaktion zu geben, ihr Mangel an äußerlicher Erziehung und an Formen der guten Gesellschaft, bei näherer Bekanntschaft auch die Extravaganzen ihrer politischen Auffassungen, die auf einem Mangel an Bildung und an Kenntnis der vorhandenen, historisch gewordenen Lebensverhältnisse beruhte. Er fasste seine Beobachtungen später zu der Bemerkung zusammen, dass es sich um eine Verbindung von Utopie und Mangel an Erziehung gehandelt habe. Andererseits bezeichnete er sich selbst als keineswegs von preußisch-monarchischen Gedanken beeinflusst.[9] Geschichte und Literatur interessierten ihn, das Jurastudium weniger. Der einzige akademische Lehrer, der ihn beeindruckte und wohl auch beeinflusste, war der Historiker Arnold Hermann Ludwig Heeren, der in seinen Vorlesungen die Funktionsweise des internationalen Staatensystems skizzierte. Engere persönliche Beziehungen baute er zu seinem Corpsbruder Gustav Scharlach und dem späteren amerikanischen Diplomaten John Lothrop Motley auf, der zeit seines Lebens einer seiner wenigen persönlichen Freunde blieb.

Bonvivant und erfolgreicher Gutsverwalter Bismarck bezog nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1839 das hinterpommersche Gut Kniephof und wurde Landwirt. Gemeinsam mit dem um fünf Jahre älteren Bruder Bernhard bewirtschaftete er die väterlichen Güter Kniephof, Külz und Jarchlin im Kreis Naugard. Nachdem Bernhard von Bismarck 1841 zum Landrat gewählt worden war, kam es zu einer vorläufigen Teilung. Bernhard bewirtschaftete nun Jarchlin, Otto Külz und Kniephof. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1845 übernahm Otto die Bewirtschaftung des Familienbesitzes Schönhausen bei Stendal. Bismarck erwarb schnell gute Kenntnisse in rationaler landwirtschaftlicher Betriebsführung. In den etwa zehn Jahren, in denen er als Verwalter des elterlichen Besitzes fungierte, gelang es ihm nicht nur, die Güter zu sanieren, sondern auch die eigenen Schulden zurückzuzahlen, die er in den zurückliegenden Jahren aufgehäuft hatte. Einerseits gefiel es ihm, sein eigener Herr zu sein, andererseits füllten ihn die landwirtschaftliche Tätigkeit und das Leben als Landjunker nicht wirklich aus.[13] Er beschäftigte sich nebenher intensiv, aber unsystematisch mit Philosophie, Kunst, Religion und Literatur, ohne dass ihn dies nachhaltig geprägt hätte unternahm er eine Studienreise nach Frankreich und England und in die Schweiz. Das Bestreben, in den Staatsdienst zurückzukehren, gab er 1844 auf – erneut aufgrund seiner Abneigung gegen alles Bürokratische. In diesen Jahren war er gerngesehener Gast bei zahlreichen gesellschaftlichen Ereignissen in der Region. Er nahm unter anderem an zahlreichen Jagdveranstaltungen teil, aber auch an ausschweifenden Zechgelagen. Eigenen Bekundungen zufolge hatte er sich in diesem Zusammenhang eine Art Trinkfestigkeit angeeignet; bei den Landjunkern habe er an Ansehen hinzugewonnen, weil er dazu fähig sei, seine Gäste mit freundlicher Kaltblütigkeit unter den Tisch zu trinken.[14] Dies wie auch die ihm anhaftende Neigung, bei gesellschaftlichen Ereignissen fast stets im Mittelpunkt zu stehen, brachte ihm den Ruf des tollen Bismarck ein.

Die liberale Ära und der Kulturkampf Wie schon in der Zeit des Norddeutschen Bundes beruhte die Innenpolitik des Deutschen Reiches in den ersten Jahren auf einer Zusammenarbeit Bismarcks mit den Freikonservativen und den Nationalliberalen. Diese übten einen erheblichen Einfluss auf die Vereinheitlichung, Gestaltung und Modernisierung der Wirtschafts- und Rechtsordnung aus, sowohl im Reich wie auch teilweise in Preußen. Bismarck scheute dabei auch zeitweise nicht vor einem Konflikt mit den Konservativen zurück. Als das preußische Herrenhaus sich 1872 weigerte, einer Reform der Kreisordnung zuzustimmen, veranlasste Bismarck Wilhelm I. dazu, zusätzliche Herrenhausmitglieder zu ernennen, um mit Hilfe dieses Pairsschubes das Gesetz durchzubringen. Die Empörung bei den Konservativen war groß und Roon sprach gar von einem Staatsstreich.[111] Dies führte zum Rücktritt Bismarcks vom Posten des preußischen Ministerpräsidenten zu Gunsten Roons. Da dieser sich dem Amt jedoch nicht gewachsen zeigte, übernahm es Bismarck nach kurzer Zeit wieder selbst.[111] Auf verschiedenen Feldern zeigten sich bald schon erste Grenzen der Zusammenarbeit Bismarcks mit den Liberalen. Zum wichtigsten Streitpunkt wurde ab 1873 der Bereich der Militärorganisation, um den es heftige Auseinandersetzungen gab. Auf den von Bismarck geforderten faktischen Verzicht des Parlaments auf Kontrolle des Militärhaushaltes (Äternat) konnten sich die Nationalliberalen nicht einlassen. Eine Lösung brachte 1874 ein Kompromissvorschlag von Johannes Miquel. Danach wurden die Ausgaben für jeweils sieben Jahre bewilligt (Septennat). Trotz dieses relativen Erfolgs hatte Bismarck den Liberalen die Grenzen seiner Kooperationswilligkeit deutlich gemacht, obwohl diese ihm de facto acht Jahre Handlungsfreiheit gaben. Gleichzeitig stärkte die grundsätzliche Einigung mit dem Parlament Bismarcks Stellung gegenüber dem Militär.[112]

Nach dem Rücktritt Bismarck zog sich verbittert nach Friedrichsruh zurück, doch verabschiedete er sich damit nicht endgültig von der Politik. Aber das kann man nicht von mir verlangen, dass ich, nachdem ich vierzig Jahre lang Politik getrieben, plötzlich mich gar nicht mehr damit abgeben soll.[142] Seine Unnahbarkeit wurde durch diese Zurückgezogenheit noch gesteigert, sodass bald das Wort vom Einsiedler im Sachsenwald die Runde machte.[143] Bereits einen Tag nach seinem Rücktritt verkündete Bismarck, seine Memoiren verfassen zu wollen. Bismarck versuchte nicht nur, sein Bild für die Nachwelt mitzugestalten, sondern verzichtete auch nicht auf Eingriffe in die Tagespolitik. Bald nach seiner Entlassung begann er eine äußerst umtriebige Pressepolitik. Insbesondere die Hamburger Nachrichten wurden zu seinem Sprachrohr. Bismarck attackierte vor allem seinen Nachfolger Caprivi scharf. Indirekt kritisierte er damit auch den Kaiser, dem er seine Entlassung nicht verziehen hatte. Im Sommer 1891 ließ sich Bismarck auf Initiative des jungen Diederich Hahn ausgerechnet in Nordhannover in den Reichstag wählen. So glaubte Wilhelm II. kurzzeitig sogar an eine Rückkehr des Altkanzlers in die Politik. Allerdings hat Bismarck seinen 19. Hannoverschen Wahlkreis nie betreten, von seinem Mandat machte er niemals Gebrauch und legte es 1893 zugunsten von Diederich Hahn nieder.[144] Die Pressepolitik in eigener Sache war durchaus erfolgreich. Die öffentliche Meinung wandte sich Bismarck verstärkt wieder zu, insbesondere nachdem Wilhelm II. begonnen hatte, ihn öffentlich anzugreifen. Für das Ansehen des neuen Reichskanzlers Caprivi geradezu katastrophal wirkte sich dessen Versuch aus, ein Treffen Bismarcks mit Kaiser Franz Joseph von Österreich zu verhindern. Die Reise nach Wien wurde zu einem Triumphzug des Altkanzlers, der erklärte, keine Verpflichtungen mehr gegenüber der deutschen Regierung zu haben: Alle Brücken sind abgebrochen.[145]

Historiografie Mehr als 150 Jahre Bismarck-Rezeption haben eine Vielzahl von Deutungen seiner Persönlichkeit und seiner Handlungen hervorgebracht, die sich oft konträr gegenüberstehen. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg überwog dabei in der deutschsprachigen Literatur die Neigung von Autoren, die Wertung von eigenen politischen und religiösen Standpunkten beeinflussen zu lassen. Die Historikerin Karina Urbach bilanzierte 1998: Mindestens sechs Generationen ist sein Leben schon nahegebracht worden, und man kann abgewogenerweise sagen, dass fast jede zweite Generation in Deutschland einer weiteren Version Bismarcks begegnet ist. Keine andere deutsche politische Figur ist dermaßen für politische Zwecke benutzt und missbraucht worden.